Frau Link / (M: Rieber / T: Wasiri / Trompete: John E)
Sie geht los jeden Morgen, braucht schon wieder Nachschub / Hat den Kampf wieder verloren, sie steht auf noch barfuß / Setzt in keine Bar’n Fuß, aber ins Büdchen am Eck / Das wirkt harmlos, und man sieht nicht, was sie in der Tüte mitschleppt / [Sie] meint, es wirke korrekt und niemand nehme Notiz / Dabei drehen sie sich weg und lachen, weil sie stetig so mieft / Es ist ein ewiger Krieg, sie hofft auf was eh nie geschieht / Verliert wieder und wieder, ja, ganz ähnlich wie die / Die ihre Sucht teilen, so schwer, es sehen die vielen andern / Die auch gern im Suff weilen, sie oft nur noch schief und lang an / Wie weit kann man nur sinken, sagen ihre Blicke / Sie muss noch viel mehr trinken, wegen dieser Blicke / Auf dem Weg nach Haus genehmigt sie sich den Ersten / Es führt kein Weg mehr raus, sie fühlt nämlich wieder die Schmerzen / Ihre Hand vibriert erst, doch nach einigen Schlucken / Fühlt sie sich wieder stark genug, um weiterzuzuckeln
Hook
Frau Link, Frau Link, Frau Link / Wo kommen wir denn da hin? / Wenn eine Frau statt in Gesellschaft nur alleine trinkt / Mal auf ner Party, okay, doch bloß nicht heimlich drin / / Frau Link, Frau Link, Frau Link / Wo kommen wir denn dahin / Wenn eine Frau – statt in der Walfamilie – einsam singt / Okay, der Vergleich der hinkt, doch es ist halt einfach schlimm
Nach außen hin war alles cool, das Konto gefüllt / Ein dickes Haus mit Pool, doch konnt’ das Gefühl / Das sie beschlich, nicht näher definiert werden als so / Dass ihr irgendetwas fehlt in ihrem Herzen und so / Diese Leere spürte sie erst nicht, ihr Mann war unterhaltsam / Sie hatten oft Gäste, rauschende Feste legten ihren Verstand lahm / Und sehr langsam hatt’ sie sich dran gewöhnt / Leider kam dann bald heraus, dass die Berichte geschönt / Also nichts mehr mit Klönen auf Partys mit ebenso Reichen / Sie wurden nur noch verhöhnt, das ganze Leben ne Pleite / Ihr wahres Ebenbild zeigten die ganzen so genannten Freunde / Als wegen fehlender Scheine sie sie nicht mehr kannten, heute / Sitzt sie deshalb vor ihrem Fernseher in der Bude allein / Ihr Mann ließ sie erst abends, dann ewig nach seinem Tode allein / Sie dachte „Oh, wie gemein, dass er mir nicht mal Nachwuchs schenkte / Ich hätte sonst vielleicht Gesellschaft“, als sie sich ins Glas nachschenkte
Hook
Es ist spät in der Nacht, Körper und Sinne betäubt / Sie rätselt und sie lacht: „Hör mal die Stille, die heut’ / Wieder mal vorherrscht, manchmal spürt man sie so richtig / Wenn man alleine und so dicht wie ich ist, doch schlicht ist / Fakt, dass ich immer einsam bin.“ Und um sich’s selbst zu beweisen / Denkt sie an die letzten drei Tage, Panik beginnt ihr Herz zu ergreifen / Die Erinnerung kommt hoch, sie fiel schlicht besoffen um / Kam nicht mehr wieder hoch, wagte nicht zu hoffen, und / Tatsächlich verbrachte sie fast drei volle Tage / Aufm Teppich, machte sich nass, weil volle Blase / Sehr drückte, und sie nicht mehr vom Fleck kam / Purer Zufall, dass ihr Nachbar sie in ihrem Dreck fand / Sie nimmt noch einen Schluck, und sagt sich selbst „Schlaf gut“ / Legt die Decke übern Kopf, sie denkt: „Das war’s nun, / Beim nächsten Fall muss ich mein Schicksal leider besiegeln / Ich weiß jetzt, nächstes Mal bleib ich still und leise hier liegen“
credits
from Nich zu fassen,
released September 12, 2007
Produziert von Joscha Rieber
Trompete: Jonathan Fisher